Mariannes Schnelldenker oder quo vadis Züchtergewissen

Gerade hat ein neuer Beitrag von Marianne Bunyan zum Thema der Renn-Whippetzucht die Whippet-Community aus dem Spätwinterschlaf geweckt mit einem Thema, das meiner Meinung nach tatsächlich DAS Thema in der Rennleistungs-Hochzucht zu werden scheint und nicht nur in Deutschland.

Ich gebe Frau Bunyan in fast jeder Hinsicht Recht mit Ihren Befürchtungen und Forderungen (zum Rassereinheitstest, wenn dieser dann rechtssicher ist). Lediglich die einseitige Beschränkung des Problems der Einkreuzung von Greys in jüngster Vergangenheit auf Importe aus Amerika kann ich nicht teilen, da wir in Europa längst „Grey-Whippets“ und deren Nachkommen ohne amerikanischem Background die Bahnen dominieren sehen.

Daß der „frische“ Grey-Einfluß in DWZRV gezüchteten Renn-Whippets gegeben ist, wurde spätestens durch die Ergebnisse des DNA-Vortrages von Frau Dr. Wimmer erhärtet. Von den abgegebenen Proben aus Leistungszucht bei den Whippets fielen 5 Proben deutlich aus den Whippet-Clustern mit großer Nähe zum Grey-Cluster (Rennlinie) auf. Auf Nachfrage beim Whippet-Meeting bestätigte Frau Lennartz, dass es sich um Proben von Rennhunden handele und die Nähe der 5 Whippets zum Renngrey nicht aus einer entfernten Vergangenheit, sondern aus einer Einkreuzung in den letzten 3 Generationen maximal stammen würde.

Für mich steht außer Frage, dass nach Abschluß der Studie und einer Überprüfung auf Rechtssicherheit im nächsten oder darauffolgenden Jahr der Rassereinheitstest für alle Whippets aus Leistungszucht eingeführt werden muß.

Leider wird bis dahin unsere Rennleistungszucht schon mehr und mehr durchsetzt sein mit den „Produkten“ fragwürdigen Verpaarungen.

Was mich befremdet, ist die Gewissenlosigkeit/Gleichgültigkeit mancher Rennleistungszüchter, die, obwohl sie es erkennen (das unterstelle ich hier mal), die Grey-Whippet-Mixe einkreuzen und sich hinter den FCI-oder amerik. Papieren der genutzten Hunde verstecken. Die aufkeimende Salonfähigkeit der Nutzung von fragwürdigen Zuchttieren auf Teufel komm raus hat eine neue Qualität bekommen.

Der Titel- und Bahnrekord-Spirale (mittlerweile auf der Kurzstrecke schon auf dem Leistungsniveau von Greys – wie das möglich ist?....) werden nebenbei die Tugenden des Whippets (Robustheit und Belastbarkeit auf der Bahn) geopfert.

Ich greife das Beispiel Orlando Supersonic bewusst auf. Wenn Eigentümer /Züchter von Nachkommen dieses Hundes meinen, nur von Größe und Hinterhandwinkelung dieses Hund sprechen zu müssen, so ist das schon ein Schlag ins Gesicht der Züchter, die versuchen, mit Whippets im Renntyp zu züchten, die phänotypisch und genetisch aber eben ein Whippet sind. Orlando ist phänotypisch ein Greyhound von Kopf bis Hinterhand!! Solch ein Hund kann kein reinrassiger Whippet sein! Dass dies nicht auch Renn-Hochleistungszüchter erkennen, mag ich nicht glauben.

Fragen darf man sich auch, warum von der Nachkommenschaft dieses Hundes in CZ kaum Fotos existieren (s. Whippet Archives) bzw. die Nachkommen auf FCI-Bahnen kaum in Erscheinung getreten sind. Salonfähig wurde bislang lediglich ein Sohn, der seinen Vater phänotypisch weitgehend leugnen kann.

Neuerliche Verpaarungen mit amerik. Rennhunden, die phänotypisch auch sehr „grey-like“ daherkommen, lassen mich etwas bange auf die Rennveranstaltungen ab der Saisons 2014 blicken. Immerhin wird man in Deutschland auch jene Nachzucht zu sehen bekommen, die womöglich dem Grey optisch näher kommt als dem Whippet, da hier auch die Hunde, die nicht in die Schablone „eingemessener Rennwhippet“ passen, ihre öffentliche Daseinsberechtigung haben. Auch wenn ich mich wiederhole: ich meine keine übergroßen Whippets mit steiler Hinterhandwinkelung, ich meine Typen eines Orlando!

 

Daß den Entwicklungen im internationalen Rennsport nicht nur im DWZRV begegnet werden muß, liegt auf der Hand. Hier ist die FCI gefragt, einzugreifen z.B. durch die Vorschrift von DNA-Rassereinheitstests für alle nominierten Whippets an den FCI-Titelrennen..

 

Und wenn jetzt jemand meint, ich müsse mich an die eigene Nase fassen, da ich doch selbst die Enkelin eines amerik. Imports besitze und mit dessen Sohn sogar 2 Würfe gezüchtet habe, so ist mir wohl bewusst, dass ich nicht kategorisch ausschließen kann, dass evt. in früheren Generationen im Ursprungsland des Hundes „etwas passiert“ ist, bekannt ist mir nichts. Und die amerikanischen Whippets generell unter Verdacht zu stellen, liegt mir fern.Wenn ich mir die Nachzucht dieses Rüden ansehe, kann ich euch keine Nachkommen vom Typ Orlando o.a. Grey-Artigen erkennen.

Ich habe mich für diesen Rüden entschieden, da er als Spitzen-Rennhund auch in hohem Maße standardgerecht ist. Seine Tochter, die ich unter verschiedenen DWZRV-Richtern ausstellte, erreichte wie ihr Vater ausschließlich vorzügliche Bewertungen, zudem bekleidet dieser Rüde mehrere Titel/Championate für Schönheit im DWZRV.

 

Wie gesagt: Gerüchte um nicht rassereine Zuchttiere gibt es spätestens seit der Entdeckung des Whippets für den Rennbahnsport, aber aktuell scheint nicht mehr vereinzelt, sondern im großen Stil die Whippet(rein)zucht an Boden zu verlieren.